Allgemeine Deutsche Biographie ADB
In der Allgemeine Deutsche Biographie (siehe [89])
findet sich folgender Eintrag:
Ludecus: Matthäus L. (Lüdtke), lutherischer Dechant des
Stiftes Halberstadt6.9, wahrscheinlich der erste, war aus dem der
Verehrung des heiligen Blutes wegen weit bekannten märkischen Städtchen
Wilsnack gebürtig, er hatte als Knabe noch die Anbetung der angeblich
blutenden Hostien gesehen und sicherlich auch geübt. Erst am 28. Mai
(9. Juni) 1552 hatte der erste lutherische Prädicant zu Wilsnack, Joachim
Elleselt, die ,,Abgötterei`` verbrannt, bei deren Verehrung gerade
die Vorgänger Lüdtke's, die Dechanten des Domstiftes, ministrirt hatten.
Es fehlte nicht viel, so wäre Elleselt in der vollständig lutherischen
Stadt noch auf Befehl des Domcapitels verbrannt worden. L., obwohl in
der Schule des Letzteren erzogen, vielleicht noch katholisch geweiht, dann
aber strenger Lutheraner, hat sich das Verdienst erworben, eine
urkundliche Geschichte der heiligen Blutsverehrung zur Wilsnack
seit 1383 zu schreiben, welche 1586 im Druck erschien, und nicht nur die
betr. Urkunden, sondern auch einen Tractat des Johannes Huß gegen diese
Anbetung und die Legende selbst, lateinisch in einem sonst verschollenen
Lübecker und niederdeutsch in einem ebenfalls verlorenen
Rostocker Drucke von 1521, erhalten zu haben. Der Titel von
Lüdtke's Schrift lautet: ,,Historia von der Erfindung, Wunderwercken
und Zerstörung des vermeinten heiligen Bluts zu Wilsnagk`` etc. Durch
Matthaeum Ludecum W. der Stiftskirchen zu Hauelberg
Decanum etc. Gedruckt zu Wittenberg durch
Clemens Schleich, Anno 1586. Auch dieses Buch ist äußerst selten
geworden und nur von den Bibliotheken zu Berlin, Breslau, Kiel und etwas
defect zu Rostock (früher im Besitz v. d. Hagens, dann Wiechmanns)
bekannt. L. gab ferner (nach ges. Mittheilung des Herrn Rob. Eitner)
1589 zu Wittenberg vier Kirchenbücher heraus, bestehend in zwei
Bänden Missale, einem Vesperale und einem Psalterium Davidis,
von denen sich ein Exemplar in der Leipziger Stadtbibliothek
findet. L., der sich auch Luedtke, Luidtke, aber nicht Lüdeke
(wie Wiechmann) schrieb, nennt sich noch in einer frommen Stiftung für
Arme seiner Vaterstadt urkundlich im Jahre 1601, am 14. September.
C.M.Wiechmann, Mecklenburgs altniedersächsiche Litteratur I, S.60 ff.
Dr. A.F.Riedel, Codex diplom. Brandenb. Des 1.Haupttheils Bd. II,
S.121 ff. E.Breest in Märk. Forschungen XVI, S. 131-302.
Krause