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Wahrnehmungen der Votanten

Situationsbeschreibung, Ist-Stand, Vorgefundenes

Die Voten in diesem Bereich befassen sich einerseits mit Strukturprinzipien der Kirche und dem Amtsverständnis, andererseits mit Grundhaltungen und dem Klima in der Kirche. Auch das Priesterbild wird in diesem Bereich thematisiert.

In einem überwiegenden Teil der Voten wird das Fehlen von Partizipationsmöglichkeiten und ein Mangel an Demokratie beklagt, kirchliche Strukturen werden als verkrustet angesehen. Viele Voten beschreiben eine Kluft zwischen Entscheidungsträgern in der Kirche und dem Volk Gottes, die ein Klima des Mißtrauens zwischen Bistumsleitung und den Gemeinden bewirkt.

Wir haben das Empfinden, daß das Verhältnis zwischen Bistumsleitung und Gemeinde eher von einem uninspirierten Klima des Mißtrauens und der gegenseitigen Kontrolle als dem der Auferbauung und Ermutigung bestimmt ist. (G213-402-0)
Die zum Teil verkrusteten Strukturen der Kirchenleitungen lassen Kirche oftmals als lieblos erscheinen. Es entsteht der Eindruck, daß die Zusammenarbeit zwischen Bistumsleitung und den Gemeinden ''vor Ort'' durch ein gegenseitiges Mißtrauen geprägt ist. (G224-489-0)
Wir glauben, daß die Kirche sich in einem Prozeß befindet, in dem es zum jetzigen Zeitpunkt eine Leitung geben sollte, die alle ChristInnen in ihrem Auftrag bestärkt. Sie sollte Strukturen schaffen, die echte Partizipationsmöglichkeiten eröffnen. (VD-005-110)
Ein wirkliches Miteinander in gemeinsamer Verantwortung von Amtsträgern und Laien findet nicht statt. (VD-005-110)


Vielfach wird die mangelnde Dialogfähigkeit beklagt, einige Votanten sprechen von Dialogverweigerung. Es wird geäußert, daß ein wirklicher Dialog nicht stattfindet, daß die Kommunikation in der Kirche monologisch ist.

Die Gemeinde erlebt eine Kluft zwischen der Basis und der diözesanen Kirchenleitung. Diese Kluft wird zurückgeführt auf die Unfähigkeit, miteinander in Dialog zu treten. (G118-098-0)
Auf zu vielen Ebenen der Kirche wird von kirchlichen Amtsträgern nach wie vor der Dialog verweigert. (G367-921-0)
Die Kommunikation in der Kirche ist oft nur monologisch ausgerichtet. (G134-164-0)


Kritisiert wird auch die fehlende Entscheidungskompetenz der Laien. Die Voten beklagen einen mangelnden Einfluß der Laien auf Entscheidungsprozesse und sehen die Mitentscheidungsmöglichkeiten als zu gering an. Dies gilt auch für die Kompetenz der Laiengremien. Vielfach wird festgestellt, daß die Hierarchie Mitbestimmungsmöglichkeiten nicht zuläßt. Ebenfalls wird in einigen Voten das Fehlen von Mitsprachemöglichkeiten bemängelt.

Besonders kritisiert wird: - Die fehlende Festschreibung der Kompetenzen der Laiengremien. (G224-489-0)
Wir vermissen seit langem eine aktive Einbeziehung des Kirchenvolkes an den kirchlichen Entscheidungsprozessen, z.B. in Synoden und Stellungnahmen zu Problemen unserer Zeit. (VD-010-180)


Ein Teil der Voten konstatiert den Priestermangel. Insbesondere wird auf das Fehlen von Priestern in Gemeinden hingewiesen. Ein Grund für diesen Mangel wird in den eingeschränkten Zulassungsbedingungen gesehen. In einer sehr großen Anzahl der Voten wird die Zölibatsverpflichtung für unzeitgemäß gehalten. In ihr wird die Hauptursache für das Fehlen von Priestern gesehen.

Der Priestermangel wird als schwerwiegendes Problem angesehen, das zum Beten und Nachdenken über die Zulassungsbedingungen der Weihe auffordert. (G228-535-0)
Der Priestermangel wird immer größer, in der Diözese Köln, in Deutschland und - bis auf wenige Ausnahmen - auf der ganzen Erde. Dadurch geht die so nötige pastorale und sakramentale Betreuung der Gemeindemitglieder immer mehr zurück. Die Situation ist bedrückend und wird immer bedrohlicher. (G313-702-0)
Die Aufrechterhaltung des Pflichtzölibates wird als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Der Priestermangel drängt dazu, den Pflichtzölibat aufzuheben. (G228-535-0)
In den Gesprächen vieler Kreise spielt die Zölibatsthematik eine wichtige Rolle. Der vorherrschende Eindruck: Sinn und Berechtigung der Zölibatsverpflichtung werden kaum mehr verstanden. (G223-472-0)


Einige Votanten erkennen in der gegenwärtigen Berufspraxis der Geistlichen eine zusätzliche Ursache für den Priestermangel. Sie sehen den Priester durch die Übernahme einer Vielzahl von Aufgaben zu einem ''Kultfunktionär'' und ''Manager'' werden. Manche sprechen von einer Überforderung der Priester.
Ein einzelnes Votum sieht in der zunehmenden Bedeutung der Diakone, Pastoralreferenten und Gemeindereferenten in der Seelsorge das Priesterbild und kirchliche Amtsverständnis in Frage gestellt.

Um zu vermeiden, daß der Priester zum reinen ''Kultfunktionär'' und gleichzeitigen ''Gemeindebetriebsmanager'' degradiert wird und in der Folge kaum noch anderweitige seelsorgerische Aufgaben wahrnehmen kann, gilt es, weitgehende Delegationsmöglichkeiten zu schaffen und, soweit sie bereits bestehen, ihre Umsetzung zu fördern. (G213-402-0)
Die heutige Entwicklung, daß immer mehr Diakone, Pastoralreferenten und Gemeindereferenten als Quasi-Pfarrer unter dem Druck der Gegebenheiten die Aufgaben übernehmen, die bisher alleine Priestern zustanden, halten wir für eine große Gefahr für das Priesterbild und für das Amt. (G182-326-0)


Einzelne Voten sehen die Bistumsleitung als zu abgehoben von den Gemeinden. Sie bewerten den fehlenden Gemeindebezug und die mangelnde Präsenz als ein großes Defizit.

Die Vertreter der acht Pfarrgemeinderäte des Dekanates Rodenkirchen ...wünschen sich eine größere Präsenz der Bistumsleitung in den Pfarrgemeinden. Den einmaligen Besuch des Bischofs alle fünf Jahre im Rahmen der Visitation betrachten wir als unzureichend. (D-118)