Lebenslauf Matthæus Ludecus
Am 21.09.1517 wird in Wilsnack in der Mark Matthæus Ludecus
geboren. Er ist der älteste Sohn von Anna Dick und Matthæus
Lüdecke. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in Wilsnack. Mit
22 Jahren geht er zur Ausbildung nach Perleberg, Pritzwalck,
Salzwedel und Witstock. Der Bischof von Havelberg Busso von
Alversleben sorgt für eine Anstellung bei seinen Vettern als
Hofmeister, zugleich wartet Matthæus in der bischöflichen
Kanzlei auf. Als der Bischof 1548 stirbt, geht Matthæus nach
Frankfurt. Ostern 1550 wird er von Curdt von Rhor, dem Hauptmann
der Prignitz und von Ruppin als Schreiber angestellt. Beim
Hauptmann Rhorn arbeitete er vier Jahre ''unnd in solcher
Zeit hat er viel Mühe und Unlust/ mit reiten unnd
schreiben/ bey Tag unnd Nacht gehabt.'' Von der Stadt Lüneburg
erhält er durch Fürsprache von Hauptman von Rhor ein Anstellung
als Geheimsekretär mit einem Stipendium von 50 Thalern
jährlich, damit er zunächst seine juristische Ausbildung
fortsetze. Hauptmann Rhorn sorgt gleichzeitig dafür, dass der
Kurfürst und Markgraf von Brandenburg Joachim II von
Hohenzollern (Hektor) und sein für die Altmark und die Prignitz
zuständiger vierter Sohn Friedrich von Hohenzollern (der Fette)
Matthæus eine frei werdende Stelle am Dom von Havelberg als
Domherr (Canonicus) verspricht. Matthæus geht also zum
Studium nach Frankfurt. Er hat sich dort kaum eingerichtet, da
stirbt in Havelberg der Domherr Conradus Schollene. Er begibt
sich nach Havelberg und wir am 30. Mai 1554 als Nachfolger
angenommen und eingesetzt. Als Domherr geht er erneut nach
Frankfurt zum Studium. Eine Anstellung in Lüneburg schlägt er
aus. Er will sich nicht solange binden, wie verlangt wird. Eine
Anstellung der Stadt Prenzlow als Rechtsbeistand (Syndicus) nimmt
er 1556 an. Im Jahre 1558 heiratet er in Perleberg Anna Daniels,
die Tochter der Catharina Frick und des Perleberger Bürgers
Henrich Daniels.
Den beiden werden fünf Söhne Matthæus,
Marcus, Lucas, Johannes, Ernestus und zwei Töchter Anna und
Blandina geschenkt. Die Eheleute erziehen ihre Kinder in zucht und Erbarkeit und lassen es sich was kosten ihre Söhne
auf Universitäten zu schicken. Der älteste Sohn Matthæus
wird ebenfalls Domherr in Havelberg. Marcus und Johannes werden
Räte zu Perleberg und Havelberg. Ernestus stirb während seines
Studiums. Matthæus, Marcus und Blandina leben noch, als 1606
der Vater Matthæus stirbt.
Als 1560 Joachim Karsted, der Kreiseinnehmer der Prignitz stirbt,
sorgt Hauptmann Curdt von Rhor dafür, dass Matthæus Ludecus
das Amt bekommt. Matthæus Ludecus gibt nun sein Amt in
Prenzlow auf und steht dem Amt als Krieseinnehmer 20 Jahre vor
nicht ohn schwere Müh/ Unlust und Arbeit. Er ist fleissig
und man dankt ihm seine Bemühungen. 1562 zieht er nach
Havelberg, um sich seinem Amt als Domherr besser widmen zu
können. Auch hier ist er fleissig und leistet 44 Jahre lang gute
Arbeit. Als Hieronymus Woderich stirbt, wird Matthæus Ludecus
1573 Domdechant in Havelberg. (Matthæus Ludecus ist der erste
protestantische Domdechant, weil Hieronymus Woderich bereits vor
der Reformation im Amt war.) Am 28.09.1573 wird er in sein Amt
eingeführt. Er beendet noch viel Bäpstische/ unnöhtige
Ceremonien und fördert die Reformation. Damit dagegen
Gottes Wort lauter und rein/ neben der Catechismuspredigt und
heiligen Biblien getrieben werden möchte läßt er auf eigene
Kosten eine Kanzel errichten. Er stiftet zusammen mit seinen
Domherren die erste Domschule in Havelberg. Fast 33 Jahre bleibt
er Dechant und verwaltet das Amt mit Redlichkeit und Umsicht.
Trotz Ungunst/ Haß/ und Verfolgung von Feind und Freund
trachtet er mit höchstem Fleiß danach, dass das Domkapitel in altem Stand und Würden bleiben und erhalten werden möchte.
Respekt und ehrenvoll ist der Umgang mit den Domherren, ebenso
mit dem Rat der Stadt. Als er nach 20 Jahren das
Steuereinnehmeramt der Prignitz abgeben will, drängt man ihn die
Oberaufsicht aber weiterhin auszuüben, was er dann auch bis zu
seinem Tode tut.
Er besucht fleissig die Predigten und Gottesdienste, versäumt
die Sitzungen der Domherren nicht und erfüllt treulich die
Pflichten, selbst dann, wenn er etwas schwach und
unvermögens gewesen, um kein schlechtes Beispiel zu geben. Er
fördert Studenten, hat manchem armen Gesellen die hand
gereichet/ und zum Studio etwas Hülffe gegeben. Er gründet
eine Stiftung, damit in seiner Vaterstadt Wilsnack auf seinem
Geburtstag 12 armer Leute ... gekleidet/ und mit Schuhen
für und für versorget werden. Für Perleberg, die Heimatstadt
seiner Frau, stiftet er eine jährliche Roggenspende, damit
Studenten drei Jahre ihren Unterhalt an Universitäten bestreiten
können.
Matthæus Ludecus schreibt die Chronik der heiligen
Blutsverehrung zur Wilsnack auf, die 1586 im Druck erscheint.
Eine angeblich blutenden Hostie wurde angebetet. Erst 1552 hatte
der erste lutherische Prädicant zu Wilsnack, Joachim Elleselt,
die ,,Abgötterei`` verbrannt.
Matthæus Ludecus gibt ferner 1589 zu Wittenberg ein großes
Kirchengesangbuch heraus, dessen Liedgut noch heute in
evangelischen Gesangbüchern zu finden ist.
Auf seinen Tod bereitet er sich sorgfältig vor. Morgens und
abends hält er Andacht. Sarg und Grabplatte läßt er selbst
anfertigen. Ein Schriftstück, wie sein Körper nach seinem Tode
zu kleiden und zu begraben ist, führt er ständig bei sich, dazu
ein Büchlein mit Sterbegedanken.
Mit hohem Alter schwindet sein Augenlicht, er läßt sich daher
von seinem Diener vorlesen, er leidet unter schwerer
Leibsschwachheit und Kranckheit, seine Beine schwillen an und er
hat auch grosse schmertzen daran gehabt/ welche er alle mit
gedult erlitten. Sein Zustand verschlechtert sich immer mehr
also daß er hat weder füglich sitzen/ gehen oder
ligen können.
Am 12. November zwischen 11 und 12 Uhr entschläft er sanft in
Gegenwart seiner Familie und etlicher Domherren. Die
Trauergemeinde wünscht: Der Barmherzige Gott wolle ihme und
allen Christgleubigen/ eine fröliche Aufferstehung am
Jüngsten Tage/ zu dem ewigen und unaussprechlichen Himmelleben
gnediglich verleihen.
Literatur von Matthæus Ludecus:
- Ludecus Matthaeus: Historie von Erfindung,
Wunderwerk und Zerstoerung des vermeinten Heil. Blutes zu
Wilsnagk. Wittenb. 1586
Das gibt es z.B. in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Standort: T35/6392 - Luidke, Matthæus:
Der Artickel unsers christlichen Glaubens von Vergebung der sünden einfeltig erkleret und ausgelegt / Matthaeus Ludecus
Wittenberg : Seuberlich, 1599. - 64 Bl. - Luidke Matthaeus, Missalis, hoc est, Cantica, Preces et Lectiones sacrae, quae ad Missae officium, ex pio primavae ecclesia instituto... Prior Pars. Witebergae 1589 excudeb.
- Psalterium Davidis. Witebergae 1589.
- Vesperale et Matutinale. Witebg. 1589. 167 S, 2,